20.09.2007

NEUSEEN MTB-CUP LEIPZIG

Mit sage und schreibe 7 Tandems gingen wir in Leipzig bei den Neuseenclassics an den Start. Die ausgesprochen flache Strecke durch die Tagebaulandschaft rund um Leipzig hat mehr was von einem Computer-Spiel im Ego-Shooter Ambiente als von einer Wald-und Wiesentour. Aber gerade das macht hier den Reiz aus, denn mit einem Tandem ist man in dieser Gegend ausgestattet, wie mit einem voll gepanzerten Tank. Gegen die Schalt-und Rahmenzwerge gingen sieben Rotor-Rohloff-Tandem-Geschwader in die Schlacht. Zur absoluten Minderheit gehörten diesmal unsere Solofahrer, vertreten durch Robert Kovanah, Lars Huhn und Dirk Schulze. Das Streckenprofil zeigte wenige Höhenmeter an und daher war das unausgesprochene Motto: „vom Start an Vollgas!!“.

Als das überschaubare Starterfeld auf den Rundenkurs ging, war Matze sofort in der Führungsgruppe. Erwin war sehr gewillt die Lücke zu Tandem 1 bzw. der Führungs¬gruppe zu schließen. Nach den ersten 5 km Vollgas und dem begleitenden Lungen¬brennen konnte ich Erwins Willen sänftigen; wir ließen uns von der Verfolgergruppe schlucken. Wie gehofft, war Matzes Eifer gesättigt, als er die 1. Runde als Führender beendete und am Verpflegungstand auf uns wartete. Die zweite Runde begann sehr gemütlich mit kurzem Plausch zwischen Tandem 1 und 2. Als Tandem 3 aufgeschlossen hatte, kam der Dreier-Tandem-Zug richtig in Fahrt. Mit Tandem 1 an der Spitze fegen wir wie ein D-Zug durch den Tagebau. Leider musste am Ende der zweiten Runde Tandem 1 einen Plattfuss beheben und der Dreier-Zug zerfiel in seine drei Tandems. Sascha und Denki nahmen in der dritten Runde ein bissl das Tempo raus, als Ihnen bewusst wurde, dass wir 6 und nicht 3 Runden fahren – dumme Sache!

Wir auf Tandem 2 fuhren unser Tempo weiter, mit der Gewissheit irgendwann kommen Matze und Martin wieder zurück. Gesagt getan: Ende der 4. Runde jagten Sie an uns vorbei. Sie mussten schnell feststellen, dass wir nicht mehr viel zulegen konnten bzw. nix mehr! Tandem 1 erbarmte sich und nahm das Tempo zurück und wir flutschten in ihren Windschatten. Oh war das eine Wohltat, für Beine und Kopf! Mitte der 5. Runde gönnten sich Matze und Martin den Luxus, am Verpflegungspunkt einen Positionswechsel auf dem Tandem vorzunehmen. Wir rollten am Verpflegungs¬punkt durch und riefen mal wieder laut: IIISSOO, BAANNAANNE und entrissen den Helferhänden was möglich war. Die Hoffnung, wieder im Windschatten von Tandem 1 unseren eintretenden Leistungs¬abfall kaschieren zu können, zerplatzte sehr schnell. Bei Martin (jetzt Frontmann und Matze als Motor) war das Jagdfieber ausgebrochen. An einer Rampe überholten Sie uns und waren bald aus unserem Blickfeld verschwunden. Naja so fuhr Tandem 1 auf den letzten 20 km noch 5 min Vorsprung heraus. Wir konnten es Ihnen nicht verübeln, schließlich waren wir bei einem MTB-Rennen und nicht beim Kindergeburtstag. Irgendwann war auch die letzte Runde geschafft und ich konnte es nicht erwarten, endlich von dem Bock absteigen zu dürfen. Ich taumelte durch das Ziel und sah Matze mit rotem Kopf auf der Wiese liegen. Das war eine kleine Genugtuung, Matze im gleichen körper¬lichen Zustand zusehen. Ich hatte schon befürchtete, er empfängt uns mit halb leeren Bier¬glas und den üblichen Sprüchen. Fazit: Es war schön, mit so vielen Tandems auf der Strecke unterwegs zu sein. Ich wäre sehr erfreut, wenn wir 2008 zu mehreren Rennen so eine grosse Anzahl an Tandem¬besetzungen realisieren können.



Es lebe die „radelnde Zweisamkeit“!

05.08.2007

EBM - MARTIN UND CHRISTIAN ALS SIEGER ÜBER 70 KM IN DER TANDEMWERTUNG

Beim Klamotten packen musste ich unweigerlich an meine letzten drei Jahre EBM denken und hab dann doch (schon mehr als Reflex) noch meine Regenjacke in die Tasche gestopft. Eigentlich übertriebene Vorsicht bei absolutem Sommerwetter, aber wir fuhren ja nach Seiffen und die Erfahrung lehrt. Mit Tandem im Gepäckabteil und mir auf dem Schleudersitz absolvierte Christian den Tiefflug nach Seiffen in seinem nahezu DTM tauglichen Sportkombi in Rekordzeit. Kaum angekommen konnte ich es gar nicht fassen „ ja Mensch, sogar hier scheint die Sonne!“ Noch unglaublicher war eigentlich, dass das auch beim Rennen so blieb. Na bitte, es geht doch!
Quartier haben wir mit der gesamten Madmission Crew (leider ohne unseren Wahlschweizer Bastel) wieder einmal im trauten Heim von Familie Mende in Cämmerswalde bezogen.

Beim kurzen Einrollen nach dem Grillerchen stellte Christian schnell fest das die Sozius-federstütze von Bastel für ihn deutlich zu kurz ist. Nach unbefriedigender Suche eines Tauchobjektes kam Matze im rechten Augenblick mit Tandem II an Bord. Perfekt, wir konnten also einfach das komplette Rad tauschen. Ganz Profi eben-grins! Ganz so einfach war es dann doch nicht, denn schließlich mussten noch Reifen gewechselt, Sättel eingestellt und Pedale umgeschraubt werden. Aber was wäre eine perfekte Vorbereitung vorm Rennen? Richtig - einfach langweilig!

Sonntag Morgen im Startblock stehend war es schon sehr beeindruckend welche Masse 1200 Fahrer/-innen darstellen. Allerdings spürten wir schon beim Vorstart deutlich wie unruhig 1200 Fahrer/-innen sein können. Die Erinnerungen an meine Kindergartenzeit drang in mein Bewusstsein bei dem Gerangel, Geschimpfe, Gestöhne, den sinnlosen Überhol-manövern und dem Gequitsche von hunderten Scheibenbremsen den Alp ´d Wettin hinab.

Der Start erfolgte wie gewohnt per Startschuß. Wobei es ein bißl´ wie im Krimi klang, denn es wurde zwei mal nachgeschossen, so auf die Art „ja, jetzt ist er tot!“.
Die Ersten drei Kilometer der Einführungsrunde hinter dem Führungsfahrzeug waren bis zur Freigabe des Feldes ebenfalls extremst unruhig, denn es wollten natürlich alle vorn fahren. Das Rennen verlief an sich gewohnt unspektakulär. Soll heißen, die Strecke ist nun einfach mal bekannt, ausgefahren und Fahrtechnisch nur mäßig anspruchsvoll. Ganz der EBM eben. Sehr ungewohnt für mich war der feste und gut rollende Untergrund den ich bisher nur als Schlammwüste kenne. Ungewohnt war auch die Anzahl der Tandems. Vier auf der 70er und eines auf der 100er Runde sind echt selten. Wir hatten also spürbar ernsthafte Konkurrenten. So wirklich in Führung waren wir nach einigem hin und her mit dem Jungs aus Flöha auch erst ab dem 2/3 der Ersten Runde. Wobei ab dem Zeitpunkt uns dann das 100er Tandem mit Guillbert und Martin um die Ohren fuhr. Wir wechselten uns zwar ab und an mal in der Führungsarbeit ab, doch die längste Zeit fuhr die 100er crew in Front.

Die einzige Streckenänderung zu den Vorjahren war das der Alp ´d Wettin nun von der Hauptstrasse ganz unten bis hoch durchgefahren wurde. In unserer Zweiten Runde ging da eigentlich auch schon nix mehr. Hätten da nicht so viele Leute gestanden die unser eins frenetisch anschrieen wären wir vielleicht abgestiegen um mal ein Stückchen zu laufen. Aber nur keine Blöße geben und hochlatschen was noch geht! Oben angekommen meinte Christian: „hör auf zu treten, ich muss gleich kotzen!“. Er hat dann aber alles drinn behalten und nach 300 Metern wurde unser „Durchziehen“ quasi belohnt, (Entschuldige Guillbert!) denn das 100er Tandem hatte unverhofft Probleme mit einer Pedale des Sozius. So nutzten wir die Gunst der Stunde um die Führung des Tandemfeldes an uns zu nehmen und als Erste zu finishen. Der Endorphinrausch der sich im Ziel einstellte war auch diesmal wieder überwältigend. Und für mich sicher auch ein gutes Stück Motivation für´s nächste Rennen. Bei der Siegerehrung standen wir zu Ersten mal auf einem richtig schön vollen Podium. Drei Plätze mit sechs Leutchen. Als Siegerprämie erhielten wir von der erzgebirgischen Nussknackerkönigin hübsche erzgebirgische Räuchermännchen.

12.07.2007

SALZKAMMERGUTTROPHY 2007

TANDEM I (MATZE UND OLIVER) 200 KM

Vollbepackt mit der gesamten Madcrew und vielen guten Sachen, die das Leben schöner machen v.a. 3 Tandems und vielen Bikes, rückten wir mit 4 Busbesatzungen zur Salzkammergut Trophy in Bad Goisern an.
Matze und Olli hatten das Glück nicht solange auf ihren Einsatz warten zu müssen und starteten mit der Sachsenfahne um 5.00 Uhr zum Unternehmen 209 km Tandemwertung und jede Minute auf das SlowMotionkonto zählen. Mit einem starken Oliver und einen schwächelnden Matze brachten wir die ersten 80 km im nicht alkoholisierten Zustand hinter uns und feierten unseren ersten Checkpoint in der Karenzzeit mit einem zünftigen Zipfer. Kurz danach gegen 11.00 trafen wir uns zum Gruppenfoto an der ersten Verpflegungsstelle an welcher die 109 km Runde mit der 209er zusammentraf. Der zweite Checkpoint wurde schon knapp unter dem Zeitlimit 15.30 wieder in Bad Goisern absolviert und schon sichtlich angeschlagen begaben wir uns auf die restlichen 70km. Zum Glück rollten wir auf Mister Generator mit dem ständig freundlichen Lächeln – Falk – auf welcher uns für den vorletzten Anstieg noch mal motivieren wollte. Leider musste er zu lange an seinem Rad rumschrauben worauf wir im Hinblick auf den letzten Checkpoint nicht warten konnten. Kurz darauf begann der Kreuzzug für Oliver und der Motivationshöhenflug für Matze. Unter ständigen 5km/h Berganfahren, Schiebepassagen und Krampfpausen erreichten wir nach ca. 2.40 h den Gipfel des 12 km, wahrscheinlich schwierigsten Anstieg meines Lebens. Mit 1 Minute Puffer schossen wir vor Toresschluss durch den letzten Checkpoint und hatten nun alle Zeit der Welt in Ziel zu kommen. Das nahm Olli dann auch wörtlich: er entledigte sich aller überflüssigen Pfunde in Form von Erbrechen. Unter mehreren Fluchen über die Streckenauswahl und die schier nicht endend wollenden Bergen näherten wir uns gegen 21.20 dem Ziel, welches für uns Weihnachten mit Ostern und Geburtstag in einem bedeutete.
All in one – krasse Sache und mit etwas Abstand betrachtet, würde ich es wohl wieder machen aber das hängt von Olli ab …  Ciao

TANDEM II (MARTIN UND BASTEL) 100 KM

Auch wenn wir „nur“ den 2. Platz in der Slowmotion Wertung erreicht haben, war das Wochenende in Bad Goisern ein voller Erfolg. Eine ganze Reihe von Freunden, die sonst nicht daran denken würden eine RTF zu fahren, ließen sich vom dem Spirit der SlowMotion Wertung anstecken und folgten unserem Aufruf mal 50 oder 200 km in Österreich zu fahren. Insgesamt konnten wir so 46 Fahrer rekrutieren, von denen fast alle das Ziel erreihten. So rollten wir (Starter der 109 km) Samstagvormittag 10.40 Uhr, ganz gemütlich aus Startblock C los. Unsere Vorstellung, dass wir auf dem Tandem mit den restlichen 9 Fahrer unseres Teams auf der mittleren Runde mindestens den ersten Berg  gemeinsam bestreiten, war nach 1 km passe: Ich vergass im Vorfeld Martin zu sagen, dass auf dem Tandem noch ein grosses 48er Kettenblatt war, welches ich extra für dass 600 km Rennen mit Oliver Schmidt montiert hatte. Dies fiel mir erst im Startblock ein! Naja dementsprechend war Martin sein Gesichts­ausdruck! Das bedeutete für uns, dass wir nicht wirklich einen 1. Gang, max. einen realen 2. Gang besassen. Daher mussten wir von Anfang an die Berge sportlich fahren –langsamer als 7,5 bis 8 km/h war sehr ungesund für die Knie. Meine erste persönliche Hürde war aber die erste lange Schotterabfahrt. Nach unserem Sturz bei der TransGermany sass ich das erste Mal wieder auf dem Tandem und war sehr befangen, ja schon fast ängstlich, wenn der Fahrradcomputer 65-70 km/h zeigte, was unsere Sturzgeschwindigkeit war. Aber mit jeder Abfahrt wuchs wieder mein Vertrauen und nach ein paar Stunden konnte ich die Abfahrten wieder geniessen. Dieser kleine Vorbereitungsfehler unterstützte leider Gottes unsere Renntaktik für diesen Tag. Beim fahren nicht bummeln und an den Verpflegungsstellen „Slowmotion“ (anhalten-verpflegen-entspannen). Ein Mix aus Wettkampf und Tour. Mit dieser Taktik zermürbten wir auch die Moral so mancher Mitstreiter.
Besonders am „Schlüsselanstieg“ rasten wir auf Grund unserer Übersetzung wir mit ca. 8 km/h and den anderen Teilnehmern vorbei. Durch unsere längeren Pausen waren wir körperlich gut drauf und überholten die gleichen Leute zum x-ten Mal. Leider bekam ich in dem Anstieg mittlere bis starke Knieschmerzen (Resultat unserer Übersetzung), so dass auf den letzten 50 km der Genussfaktor sukzessiv Richtung Null ging und ich nur noch ins Ziel wollte, was wir nach 7h 48 min mit Platzierung im vorderen Mittelfeld erreichten.
Gruß Bastel

OLIVER SCHMIDT AUF TANDEM I


Super Burschi’s209 – 7006 – 40 - 5. Unmenschliche Zahlenkombination und marathonische Idealmasse im Salzkammergut mit der Gewissheit: wer 209 Kilometer und 7006 Höhenmeter bei 40 Grad Celsius bewältigen will, muss leider schon um 5 Uhr am Start sein.
Gewöhnlich fahre ich mit dem Fahrrad um die Welt, bestreite Langstreckenfahrten über 600 Kilometer und friste mein Dasein bevorzugt in kälteren Klimaregionen dieser Erde. Mountainbikerennen fuhr ich bisher nur wenige, mit Tandem noch seltener und mit Matze Mende noch nie. Was soll’s ? Das erklärte Ziel war ja die Slow Motion Wertung zu gewinnen.
Vom Start weg in Bad Goisern funktionierten das Tandem und die Fahrer dennoch prächtig. Zum Aufwärmen ging es erst einmal 12 Kilometer hinauf zum Raschberg, kurz runter und wieder rauf auf die Hütteneckalm, auf steilster Abfahrt – vorbei an der ewigen Wand -  hinab ins Tal zurück nach Bad Goisern und wieder hoch und wieder runter und wieder … Die Abfahrten sind schlicht spektakulär zu nennen, was vor allem an Matze lag der die Karre im Griff hatte obwohl man ihm eine Aversion der gelegentlichen Bremsbetätigung nicht absprechen kann. Trotzdem wechselte meine anfängliche hilflose Angst in pures Fahrvergnügen. Wann hat man schon mal die Gelegenheit mit 90 km/h eine Schotterpiste runterzurasen, das Hinterrad unter meinem Hintern gekonnt wegdriften zu fühlen, andere Biker abzuledern und Single Trails hinabzufahren die ich normalerweise schieben würde ?
Die landschaftlichen Reize der Region Hallstatt-Dachstein, immerhin UNESCO Naturerbe, verblassten mit zunehmenden Kilometer- und Temperaturstand. Der Tag hatte sich angeschickte ein besonders heißer zu werden, und ich begann mich zu fühlen wie ein Inuit am Äquator. Diese verdammte Hitze …  Die Versorgungsstationen mit der immer gleichen Auswahl zwischen Bananen und Brötchen trugen nicht wirklich zur Verbesserung meines Allgemeinzustandes bei. Zeit zum Verweilen hatten wir sowieso nicht da wir die Checkpoints immer nur knapp im vorgegebenen Zeitlimit passierten. Nur nach hartnäckigen Nachfragen konnten wir gelegentlich einige der limitierten Biere abfassen, so auch beim zufälligen Zusammentreffen mit unseren Rotor-Rohloff-Tandemkameraden. 
Kilometer 170. Die Sonne hatte mir das Hirn verbrannt. Mein Puls an der Obergrenze, egal ob ich fuhr, schob oder stand. Ich konnte nicht mehr. Fertig. Völlig fertig. Der 10 Kilometer Anstieg zur Roßalm war die Hölle. Durch Krämpfe in den Waden konnte ich nicht einmal laufen und ließ mich dennoch von Matze überreden diesen Stich zu fahren. Nun kamen Energieriegel zum Einsatz die jedoch einen Brechreiz auslösten und der immerhin ganze zwei Tage anhielt. Alles was ich von nun an in mich reinkippte kam mit absoluter Sicherheit nach knapp 10 Minuten wieder raus. Der finale Anstieg zur Schäferalm kostete mich noch mal alles. Meine Stimme versagte, das Gehirn, das mich schon vor ein paar Stunden überreden wollte aufzuhören, wurde abgeschaltet, doch die Beine funktionierten noch. Gelegentlich durfte ich nun sogar mal laufen und beim Brechen anhalten, da wir den letzten Checkpoint im Limit passierten und nun alle Zeit der Welt hatten. Matze lief zur Bestform auf in seinen Motivationsversuchen und Flüchen über die Streckenauswahl. Respekt Matze – ohne dich hätte ich das Rennen mit einem Sonnenstich sicher nicht zu Ende gefahren. Danke.
Danke auch an das Bergvolk der Österreicher, die an den Tandems einen Narren gefressen zu haben schienen. Während Einzelfahrer nur beklatscht, wurden Tandemteams frenetisch gefeiert, und ganz ehrlich, die ‚Super Burschi’ Sprechchöre haben mich über so manchen Berg gehievt.
21.20 Uhr. Zieleinlauf nach über 16 Stunden. Während ich mich in der Jugendherberge unweit einer Toilette platziere und versuche den Puls runterzufahren, feiern die Bad Goiserner unter rasenden Applaus Matze und unseren Sieg in der Tandemwertung. Zu diesem Zeitpunkt ist mir das aber völlig egal.
Nach zwei Tagen der Ruhe den mein Körper benötigte um wieder feste Nahrung aufnehmen zu können und um meine ramponierten Stimmbändern zu kurieren, hörte ich mich tatsächlich sagen: Wann noch mal, war das nächste Rennen ?
Oliver
 

30.06.2007

600 KM UND KNAPP 5000 HM – RADFAHREN BIS DER ARZT KOMMT!

Wie die Jungfrau zum Kind, kam ich das letzte Wochenende (29/30. Juni 2007) zu meinem ersten Langstreckenrennen von 600 km.

Oliver Schmidt, der Extremradreisender aus unserer grossen Rohloff-ROTOR-Familie war im Februar/März 2007 bei mir, um in der Schweiz Diavorträge über seine letzte grosse Reise zu halten. Ein paar Wochen später fragte mich Oliver knapp und nüchtern per mail, ob ich mit ihm auf dem Tandem ein Radrennen in der Schweiz fahren möchte. Modus: Strassenrennen 600 km knapp 5000 hm, Karenzzeit 40 h. Als ich die Mail lass, musste ich laut lachen: wie konnte Oliver denken, dass ich so was mache? Und antwortete JA!
Ein paar Wochen später, als ich mal wieder die 630 km von der Schweiz in meine „alte“ Heimat Dresden fuhr, wurde mir erst bewusst, was das bedeutet: 600 km am Stück mit dem Fahrrad!
Olivers Antwort auf meine Zweifel „..mach Dir keine Gedanken, eine gute Grundkondition hast du und der Rest ist Kopfsache“. OK! Wenn es nur eine „Kopfsache“ ist!
Es war soweit. Donnerstagabend trafen wir uns in der Nähe von Bern in Wiedlisbach (Start- und Zielort). Es war ein herzliches Wiedersehen mit wenigen Worten. Wir bereiteten das Tandem für den nächsten Tag vor und so langsam übertrug sich Olivers Gelassenheit auf mich ich. Die tagelange Aufregung und Angst war fürs erste verflogen. Beim abendlichen Parkplatz-Gespräch tauschten die anderen deutschen Teilnehmer ihre Erfahrungen und Erlebnisse von anderen Langstreckenrennen und den Qualifikationskriterien für Paris-Brest-Paris (ca. 1280 km) sowie Race Across America ... (3042 miles) aus. Ich hörte gespannt zu und dachte „FREAKS alles FREAKS“ hier!
Die Teilnehmer der 600 km Distanz waren unterteilt in Elite und Randonneure (Hobby). Die Hobbyfahrer dürften individuell von 6.00 Uhr bis 10.00 Uhr auf die Strecke gehen. Wie in den folgenden zwei Tagen waren Oliver und ich uns schnell einig. Vor 8.00 Uhr starten wir nicht, da wir wenigstens vor dem Rennen noch ein bissl schlafen wollten. Gesagt getan 8.15 Uhr rollten wir ganz allein und völlig unspektakulär durch die Zeitnahme und machten uns auf unsere lange Reise. Da Oliver und ich vorher noch NIE gemeinsam Tandem gefahren sind, dienten die ersten 50 km des gegenseitigen „Beschnupperns“. Nach den ersten 150 km wurde klar, dass wir und das Tandem richtig gut „funzen“ (gleiche Trittfrequenz und trockner Humor). So rollten wir nun mit viel Spass und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 30 km/h durch die Schweiz, rein in den Schwarzwald (D), zurück in die Schweiz, entlang am Bodensee, kurze Ecke durch Österreich, rein nach Lichtenstein. Ab Lichtenstein war in meinem Gesicht kein Lächeln mehr zu sehen. Vom Bauchnabel abwärts ein grosser Schmerz und wir hatten die Hälfe der Strecke geschafft. War das jetzt die so genannte „Kopfsache“, wie sollten solche Schmerzen im Kopf entschieden werden? Oliver ertrug mit einer bewundernswerten Ruhe und Gelassenheit mein Gejammere. Er steuerte uns sicher zum Checkpoint 5 (340 km) in Sargans, wo wir nach reichlich 13 h (21.30 Uhr) Fahrt eintrafen. Ich war nicht Fisch und nicht Fleisch! Meine Gedanken gingen in Richtung aufgeben, aber beim Tandem hat da immer ein noch zweiter Mann ein Wort mitzureden und für Oliver kam das gar nicht in Frage! Seine Worte: „...ich fahr das Tandem nicht alleine bis Ziel!“.
In Sargans gab es zwei grosse Bettenlager, Küche, Waschräume etc. und man konnte sich Gepäck hinschicken lassen. Auf Grund meines körperlichen Zustands machten wir ein Nickerchen von einer Stunde, assen danach gemütlich Nudeln und zogen uns frische bzw. warme Sachen für die Nacht an. Reichlich zwei Stunden später, ca. 24.00 Uhr setzten wir uns wieder auf das Tandem und fuhren in die Nacht. Zu diesem Augenblick war ich sehr überrascht, dass die Schmerzen in meinen Beinen wie weggeblasen waren, von nur 1 h Schlaf – abgefahren! Naja ich traute mir gar nicht laut drüber zu reden, da ich nicht wusste wie viele km dieses schmerzfreie Gefühl anhält!
So radelten wir durch die Nacht, unterhielten uns und lachten über dies und das. In diesem Zustand der körperlichen Dauer- bzw. Überlastung steigerte sich unserer schwarzer Humor ins unermessliche und wir konnten herzlich drüber lachen. Besonders bei den Checkpoints hatten wir viel Spass. Da wir nicht den Anspruch hatten, irgendeine bestimmte Stundenzahl zu knacken, sind wir an so manchem Checkpoints öfters länger hängen geblieben. Besonders Checkpoint 7, Samstag früh 6 Uhr, 475 km bei einer Fahrzeit von 22 h.
Als noch unserer vogtländischer Freund „Fränki“ völlig fertig ankam, fand das „Sprücheklopfen“ seinen Höhepunkt. So lagen wir mit glassigen Augen, gepuscht vom Kaffee lachend auf dem Parkplatz. Als wir uns endlich vom Checkpoint 7 aufrafften, war ja so langsam das Ende der „kleinen Rundfahrt“ in Sicht. Aber bis zum nächsten Checkpoint (525 km) ging es noch mal permanent bergauf und so langsam wusste ich nicht mehr wie ich sitzen sollte. Ankunft Checkpoint 8, der letzte Anstieg war Geschicht, die Sonne schien und er Ausstoss von Glückshormonen war grenzenlos. Jetzt waren es ja „nur noch“ 80 km, wie sich Relationen doch verschieben können.
Angestachelt von der Sonne und der guten Laune fingen wir an die letzten 80 km „full Gas“ zu fahren. Als wäre es der letzte Sprintkilometer, pendelten wir uns auf einen 40iger Schnitt ein und gaben noch mal alles!
Zieleinfahrt (nach 28 h) ähnlich wie der Start, keine Moderation oder irgendein TAM TAM. Wir erhielten noch schnell einen Sonderpokal für das einzigste Tandem und gut war.
Resümee: Danke Oliver, dass Du mich zu diesem schönen „Höllentrip“ mitgenommen hast.
Sebastian Frenzel

14.04.2007

01.04.07 SAISONERÖFFNUNG IN GOSECK

„Am 01.04. zum Radrennen? Drei Runden a 6km? So mit unserem Training und dem Tandem und so? Na ja kost ja nüscht!“
Soviel zum Thema Vorbereitung. Startzeit: 11:15 in Goseck, angenehm; 8:30 in Dresden, verkraftbar. Für familiäre Stimmung sorgte Tiemo mit Frau und Kindern, Märchen vorlesen inklusive! In Goseck angekommen, haben wir erstmal das Startpaket geplündert, außer Filinchen aber leider nichts zu holen, man hätte vielleicht doch noch was zu essen mitnehmen sollen. Egal. Nächstes Highlight: Die Radkontrolle. Die frage, ob ein Tandem nach Norm auch hinten Lenkerstopfen braucht, brachte den Herren von der Kontrolle ein bisschen ins Grübeln. „Das steht ja nun nirgends…“. Kurze Argumentation – schraubbare Griffe mit Abschlussring tun’s auch.
Der Start und sowieso das ganze Rennen waren sehr Professionell organisiert und liefen reibungslos und entspannt ab. Die vielen Starter erklären sich durch die Funktion des Rennens als Saisonauftakt. So fanden wir uns dann pünktlich im „Startgarten“ ein. Klasse: Herren Hobby. Der Start wenige Minuten später forderte sogleich die ersten Sturzopfer, da gerade im Startbereich das Tempo hoch und das Gedränge dicht war. So hielten wir uns mit dem Tandem eher im Mittelfeld auf, oder wurden dorthin „gespült“. Die Downhills, zwei schöne an der Zahl, waren schnell und flüssig zu fahren und hielten sowohl Fahrer Sven, sowie mich als „Tretschwein“, durch herunterhängende Äste und umgefallene Bäume echt in Atem. Dennoch blieben sie unsere Stärke auf der Strecke, bei denen wir Boden auf andere Fahrer gut machen konnten. In Erinnerung blieben mir die Fahrer, welche uns ihren Respekt dafür verkündeten. Doch so sehr die Schwerkraft uns aber abwärts zog, so sehr zerrte sie auch in den Uphills gegen unsere Fahrtrichtung. In den nächsten Zwei Runden fanden wir unseren Rhythmus und wurden (meiner Meinung nach) sogar schneller. Auch der obligatorische Sturz in der letzten Runde fehlte nicht, hinterließ aber keine Spuren.
Während wir so im Felde gegen die Strecke kämpften, griffen Albi und Tiemo mit Matthias’ Hilfe wirklich ins Renngeschehen ein und fuhren einen zweiten und dritten Platz heraus.
Für uns reichte es nur für Platz 39, aber wir versprechen konditionelle Besserung. Denn das Rennen hat auf jeden Fall Lust auf Mehr gemacht!
Resume: eine schöne Strecke mit vielen fahrerisch interessanten Details und einiges an Höhenmetern! Angenehme Atmosphäre, super Wetter und nette Leute. Lediglich die beworbenen 1000 Zuschauer habe ich vermisst.

Tandem fahren rockt!!!