12.07.2007

SALZKAMMERGUTTROPHY 2007

TANDEM I (MATZE UND OLIVER) 200 KM

Vollbepackt mit der gesamten Madcrew und vielen guten Sachen, die das Leben schöner machen v.a. 3 Tandems und vielen Bikes, rückten wir mit 4 Busbesatzungen zur Salzkammergut Trophy in Bad Goisern an.
Matze und Olli hatten das Glück nicht solange auf ihren Einsatz warten zu müssen und starteten mit der Sachsenfahne um 5.00 Uhr zum Unternehmen 209 km Tandemwertung und jede Minute auf das SlowMotionkonto zählen. Mit einem starken Oliver und einen schwächelnden Matze brachten wir die ersten 80 km im nicht alkoholisierten Zustand hinter uns und feierten unseren ersten Checkpoint in der Karenzzeit mit einem zünftigen Zipfer. Kurz danach gegen 11.00 trafen wir uns zum Gruppenfoto an der ersten Verpflegungsstelle an welcher die 109 km Runde mit der 209er zusammentraf. Der zweite Checkpoint wurde schon knapp unter dem Zeitlimit 15.30 wieder in Bad Goisern absolviert und schon sichtlich angeschlagen begaben wir uns auf die restlichen 70km. Zum Glück rollten wir auf Mister Generator mit dem ständig freundlichen Lächeln – Falk – auf welcher uns für den vorletzten Anstieg noch mal motivieren wollte. Leider musste er zu lange an seinem Rad rumschrauben worauf wir im Hinblick auf den letzten Checkpoint nicht warten konnten. Kurz darauf begann der Kreuzzug für Oliver und der Motivationshöhenflug für Matze. Unter ständigen 5km/h Berganfahren, Schiebepassagen und Krampfpausen erreichten wir nach ca. 2.40 h den Gipfel des 12 km, wahrscheinlich schwierigsten Anstieg meines Lebens. Mit 1 Minute Puffer schossen wir vor Toresschluss durch den letzten Checkpoint und hatten nun alle Zeit der Welt in Ziel zu kommen. Das nahm Olli dann auch wörtlich: er entledigte sich aller überflüssigen Pfunde in Form von Erbrechen. Unter mehreren Fluchen über die Streckenauswahl und die schier nicht endend wollenden Bergen näherten wir uns gegen 21.20 dem Ziel, welches für uns Weihnachten mit Ostern und Geburtstag in einem bedeutete.
All in one – krasse Sache und mit etwas Abstand betrachtet, würde ich es wohl wieder machen aber das hängt von Olli ab …  Ciao

TANDEM II (MARTIN UND BASTEL) 100 KM

Auch wenn wir „nur“ den 2. Platz in der Slowmotion Wertung erreicht haben, war das Wochenende in Bad Goisern ein voller Erfolg. Eine ganze Reihe von Freunden, die sonst nicht daran denken würden eine RTF zu fahren, ließen sich vom dem Spirit der SlowMotion Wertung anstecken und folgten unserem Aufruf mal 50 oder 200 km in Österreich zu fahren. Insgesamt konnten wir so 46 Fahrer rekrutieren, von denen fast alle das Ziel erreihten. So rollten wir (Starter der 109 km) Samstagvormittag 10.40 Uhr, ganz gemütlich aus Startblock C los. Unsere Vorstellung, dass wir auf dem Tandem mit den restlichen 9 Fahrer unseres Teams auf der mittleren Runde mindestens den ersten Berg  gemeinsam bestreiten, war nach 1 km passe: Ich vergass im Vorfeld Martin zu sagen, dass auf dem Tandem noch ein grosses 48er Kettenblatt war, welches ich extra für dass 600 km Rennen mit Oliver Schmidt montiert hatte. Dies fiel mir erst im Startblock ein! Naja dementsprechend war Martin sein Gesichts­ausdruck! Das bedeutete für uns, dass wir nicht wirklich einen 1. Gang, max. einen realen 2. Gang besassen. Daher mussten wir von Anfang an die Berge sportlich fahren –langsamer als 7,5 bis 8 km/h war sehr ungesund für die Knie. Meine erste persönliche Hürde war aber die erste lange Schotterabfahrt. Nach unserem Sturz bei der TransGermany sass ich das erste Mal wieder auf dem Tandem und war sehr befangen, ja schon fast ängstlich, wenn der Fahrradcomputer 65-70 km/h zeigte, was unsere Sturzgeschwindigkeit war. Aber mit jeder Abfahrt wuchs wieder mein Vertrauen und nach ein paar Stunden konnte ich die Abfahrten wieder geniessen. Dieser kleine Vorbereitungsfehler unterstützte leider Gottes unsere Renntaktik für diesen Tag. Beim fahren nicht bummeln und an den Verpflegungsstellen „Slowmotion“ (anhalten-verpflegen-entspannen). Ein Mix aus Wettkampf und Tour. Mit dieser Taktik zermürbten wir auch die Moral so mancher Mitstreiter.
Besonders am „Schlüsselanstieg“ rasten wir auf Grund unserer Übersetzung wir mit ca. 8 km/h and den anderen Teilnehmern vorbei. Durch unsere längeren Pausen waren wir körperlich gut drauf und überholten die gleichen Leute zum x-ten Mal. Leider bekam ich in dem Anstieg mittlere bis starke Knieschmerzen (Resultat unserer Übersetzung), so dass auf den letzten 50 km der Genussfaktor sukzessiv Richtung Null ging und ich nur noch ins Ziel wollte, was wir nach 7h 48 min mit Platzierung im vorderen Mittelfeld erreichten.
Gruß Bastel

OLIVER SCHMIDT AUF TANDEM I


Super Burschi’s209 – 7006 – 40 - 5. Unmenschliche Zahlenkombination und marathonische Idealmasse im Salzkammergut mit der Gewissheit: wer 209 Kilometer und 7006 Höhenmeter bei 40 Grad Celsius bewältigen will, muss leider schon um 5 Uhr am Start sein.
Gewöhnlich fahre ich mit dem Fahrrad um die Welt, bestreite Langstreckenfahrten über 600 Kilometer und friste mein Dasein bevorzugt in kälteren Klimaregionen dieser Erde. Mountainbikerennen fuhr ich bisher nur wenige, mit Tandem noch seltener und mit Matze Mende noch nie. Was soll’s ? Das erklärte Ziel war ja die Slow Motion Wertung zu gewinnen.
Vom Start weg in Bad Goisern funktionierten das Tandem und die Fahrer dennoch prächtig. Zum Aufwärmen ging es erst einmal 12 Kilometer hinauf zum Raschberg, kurz runter und wieder rauf auf die Hütteneckalm, auf steilster Abfahrt – vorbei an der ewigen Wand -  hinab ins Tal zurück nach Bad Goisern und wieder hoch und wieder runter und wieder … Die Abfahrten sind schlicht spektakulär zu nennen, was vor allem an Matze lag der die Karre im Griff hatte obwohl man ihm eine Aversion der gelegentlichen Bremsbetätigung nicht absprechen kann. Trotzdem wechselte meine anfängliche hilflose Angst in pures Fahrvergnügen. Wann hat man schon mal die Gelegenheit mit 90 km/h eine Schotterpiste runterzurasen, das Hinterrad unter meinem Hintern gekonnt wegdriften zu fühlen, andere Biker abzuledern und Single Trails hinabzufahren die ich normalerweise schieben würde ?
Die landschaftlichen Reize der Region Hallstatt-Dachstein, immerhin UNESCO Naturerbe, verblassten mit zunehmenden Kilometer- und Temperaturstand. Der Tag hatte sich angeschickte ein besonders heißer zu werden, und ich begann mich zu fühlen wie ein Inuit am Äquator. Diese verdammte Hitze …  Die Versorgungsstationen mit der immer gleichen Auswahl zwischen Bananen und Brötchen trugen nicht wirklich zur Verbesserung meines Allgemeinzustandes bei. Zeit zum Verweilen hatten wir sowieso nicht da wir die Checkpoints immer nur knapp im vorgegebenen Zeitlimit passierten. Nur nach hartnäckigen Nachfragen konnten wir gelegentlich einige der limitierten Biere abfassen, so auch beim zufälligen Zusammentreffen mit unseren Rotor-Rohloff-Tandemkameraden. 
Kilometer 170. Die Sonne hatte mir das Hirn verbrannt. Mein Puls an der Obergrenze, egal ob ich fuhr, schob oder stand. Ich konnte nicht mehr. Fertig. Völlig fertig. Der 10 Kilometer Anstieg zur Roßalm war die Hölle. Durch Krämpfe in den Waden konnte ich nicht einmal laufen und ließ mich dennoch von Matze überreden diesen Stich zu fahren. Nun kamen Energieriegel zum Einsatz die jedoch einen Brechreiz auslösten und der immerhin ganze zwei Tage anhielt. Alles was ich von nun an in mich reinkippte kam mit absoluter Sicherheit nach knapp 10 Minuten wieder raus. Der finale Anstieg zur Schäferalm kostete mich noch mal alles. Meine Stimme versagte, das Gehirn, das mich schon vor ein paar Stunden überreden wollte aufzuhören, wurde abgeschaltet, doch die Beine funktionierten noch. Gelegentlich durfte ich nun sogar mal laufen und beim Brechen anhalten, da wir den letzten Checkpoint im Limit passierten und nun alle Zeit der Welt hatten. Matze lief zur Bestform auf in seinen Motivationsversuchen und Flüchen über die Streckenauswahl. Respekt Matze – ohne dich hätte ich das Rennen mit einem Sonnenstich sicher nicht zu Ende gefahren. Danke.
Danke auch an das Bergvolk der Österreicher, die an den Tandems einen Narren gefressen zu haben schienen. Während Einzelfahrer nur beklatscht, wurden Tandemteams frenetisch gefeiert, und ganz ehrlich, die ‚Super Burschi’ Sprechchöre haben mich über so manchen Berg gehievt.
21.20 Uhr. Zieleinlauf nach über 16 Stunden. Während ich mich in der Jugendherberge unweit einer Toilette platziere und versuche den Puls runterzufahren, feiern die Bad Goiserner unter rasenden Applaus Matze und unseren Sieg in der Tandemwertung. Zu diesem Zeitpunkt ist mir das aber völlig egal.
Nach zwei Tagen der Ruhe den mein Körper benötigte um wieder feste Nahrung aufnehmen zu können und um meine ramponierten Stimmbändern zu kurieren, hörte ich mich tatsächlich sagen: Wann noch mal, war das nächste Rennen ?
Oliver